Alte Mühle Gömnigk

Mühlenstein GmbH

Dorfstr. 1
14822 Brück-Gömnigk
Gründung:2013
Kauf:28.08.2014
Grundstück:182.610 m²
Wohnfläche:510 m²
Personen:32
Kosten:780.000 €
Miete:5,61 €/m²

Willkommen in Brück. Brück scheint ganz Dorf zu sein, mit Männerchor, Erntedankfest und geheimer Dorfkneipe; mit Nachbarschaftshilfe und -streit, Obrigkeitsablehnung und Do-it-yourself-Philosophie.

Doch Brück ist auch im Wandel: 2005 kam das erste Hausprojekt, heute gibt es vier. Viele hier schätzen es, in einer Stunde mitten in Berlin zu sein; bald schon fährt die Bahn sogar jede halbe Stunde dorthin. Bestimmt die Hälfte derer, die hier leben, gelten als „Zugezogene“: alle, die nicht hier aufgewachsen sind. Der Rekord, von dem wir zuletzt gehört haben, war ein Mensch, der in einem nahegelegenen Dorf bis zum letzten Atemzug als „Zugezogener“ galt – seit 1956. Beim Erntedankfest sind dennoch alle dabei.

Und seit 2014 gehören wir nun auch dazu. Die „Land und Mehr Projekt-Initiative“ (kurz: „LuMPI“) besteht aus etwa 30 großen und kleinen Menschen, die gemeinsam die Alte Mühle im Ort übernommen und gekauft haben. Damit stieß aber nicht nur ein Hof mit kleinem Wasserkraftwerk und Solaranlage zum Syndikat, sondern auch gut 18 Hektar mit Forst, Acker, Weidefläche und Obstwiese. Und zunehmend Ärger mit dem Wetter:
Auch wenn nach der Übernahme viel am Wasserkraftwerk getüftelt wurde und es nun so richtig rund läuft, läuft es im Sommer oft gar nicht, weil zu wenig Wasser im Fluss ist.

Der Wald wurde durch Stürme gelichtet und 2019 massiv von Insekten heimgesucht; pünktlich zur Coronakrise kam es zum „Logdown“: 450 Stämme mussten weichen um eine Ausbreitung zu verhindern. Im Gegenzug wachsen dann sorgsam eingehegt 14.000 neu gepflanzte Bäumchen. Der angestrebte Waldumbau kam so also schneller und heftiger als ursprünglich geplant. Dafür konnten wir bei der Gelegenheit mit einem mobilen Sägewerk Balken sägen – auch für benachbarte Hausprojekte.

Von Anfang an ist eine große Baustelle zudem der Ausbau von Wohnraum; wir bauen dabei auf viel Unterstützung und Direktkredite. Parallel wird Raum (Saal, Matratzenlager, Gästeküche, Zeltwiese) für Gruppen, Camps und Veranstaltungen angeboten und zunehmend verbessert – auf Spendenbasis, denn es soll nicht am Geld liegen, wenn es darum geht, die Mühle mit zu nutzen.

Das gilt auch für den Umsonstladen, und beim Acker gibt es ähnliche Überlegungen: Ob solidarisch oder nicht-kommerziell, auf jeden Fall soll hier anders und nachhaltig gewirtschaftet werden, jenseits der vorherrschenden Marktlogik. Doch dazu muss der Boden erst einmal fruchtbarer werden. Deshalb wurden Ende 2019 auf einem von sieben Hektar als Anfangsfläche tausende Weiden und Ölweiden gepflanzt, ebenso wie 50 Erlen und 50 Esskastanien. Derweil wird auf der restlichen Ackerfläche Roggen vom örtlichen Biobauern angebaut, auch hier gibt es Pläne zur Bodenverbesserung.

Die Herausforderungen unseres Projekts sind also vielfältig, aber zum Glück trifft das auch auf uns zu: 0 bis 50 Jahre alt, vegan bis alles essend, geboren in Europa, Afrika oder Südamerika, polyamor oder monogam verheiratet, spirituell orientiert oder radikal politisch aktiv – aber alle mit einem gemeinsamen Ziel: eine Welt, in der alle frei nach ihren Bedürfnissen leben.