Häuslebauers Hoffnung
Keineswegs neu ist der ökonomische Sachverhalt, an dem die Solidarfondsidee ansetzt: Mit der allmählichen Tilgung der Bau- und Kaufkredite sinkt Jahr für Jahr die Zinslast für das Projekt. Nach etwa 2–3 Jahrzehnten müsste die Kostenmiete nur noch die Bewirtschaftungskosten (Instandhaltung, Verwaltung etc.) abdecken, aber keinen Pfennig mehr für Kapitalkosten ausweisen, die in der Regel 60 – 80 % der Miete ausmachen. Das ist allen bekannt und die Zukunftshoffnung jedes Häuslebauers. Es war ein Zufall: Bei der x-ten Überarbeitung des Finanzierungsplanes blitzt in der SchwarzenLoch- Gruppe ein neuer Gedankengang auf, der bei der starken Fixierung auf das eigene Hausprojekt und seine Anlaufschwierigkeiten keinen Raum hat: ein Perspektivwechsel, der andere Hausprojekte mit einbezieht:
Eine Frage der Perspektive
- Wir können den ökonomischen Spielraum, der durch sinkende Zinslast entsteht, für den Anschub anderer neuer Hausprojekte benutzen; d.h. ihnen unsere Überschüsse als Kapital zur Verfügung stellen, damit sie die große Hürde der Gründung leichter überwinden können.
- Die neuen Hausprojekte verhalten sich nach ihrer Aufbauphase genauso und transferieren wie unser Projekt ihre wachsenden Überschüsse wiederum an neue Initiativen. Und so weiter.
- Aus Gründen der Übersichtlichkeit fließen die Überschüsse in einen einzigen gemeinsamen Topf, den Solidarfonds, der die Transferzahlungen organisiert; und der sich immer wieder auffüllt; und der sich immer mehr anfüllt (ein sogenannter revolvierender Fonds).
Kostenmiete versus Solidarmiete
Gegen die Fondsidee wird der naheliegende Einwand vorgebracht, nach Stress und Mühen der Anfangsjahre die wohlverdienten Früchte eines konsolidierten Wohnprojektes in Form einer niedrigen und auch sinkenden Kostenmiete genießen zu können, d.h. weniger Lohnarbeit leisten zu müssen. Gewichtiger ist die Kritik, das Grether habe in den öffentlichen politischen Auseinandersetzungen um Stadtentwicklung und kapitalistischer Umstrukturierung der Städte stets mit der einzelhausbezogenen, tendenziell sinkenden Kostenmiete argumentiert, und kann jetzt nicht zum Gegenteil umschwenken. Ganz zu schweigen von der Hausbesetzungsperspektive, umsonst zu wohnen.
Ein dritter Einwand gegen die Fondsidee ist die extrem lange Anlaufzeit von Jahrzehnten, bis das Projekt überhaupt entschuldet ist und in den Fonds einzahlen kann: Im konkreten Fall Grether West also erst im Jahre 2019. Das führt zum Vorschlag, nicht so lange zu warten, sondern von Anfang an einen, wenn auch symbolischen kleinen Solidarbeitrag als Merkposten in den Fonds zu zahlen.